BHW Rosenburg-Mold: Gedenkveranstaltung „Ende und Neubeginn: Horn, NÖ 1945-1955“
Am 14. Mai 2025 fand im Museum Horn eine Gedenkveranstaltung unter dem Titel „Ende und Neubeginn: Horn, NÖ 1945–1955“ statt, die vom BHW Rosenburg-Mold in Kooperation mit dem Museum Horn organisiert wurde. Die Veranstaltung widmete sich einem entscheidenden Jahrzehnt in der Geschichte Niederösterreichs und thematisiert damit im Rahmen der BHW Wissens.Tour vor Ort "Orientierung in einer vielfältigen Gesellschaft" den Übergang von Krieg und NS-Herrschaft zu Neubeginn und demokratischem Aufbau.
Kooperation als Zeichen gemeinsamer Bildungsarbeit
In ihren Begrüßungsworten erzählte Margit Pichler, Bildungswerkleiterin des BHW Rosenburg-Mold, von ihrer Bildungsarbeit in der Gemeinde. Besonders erfreut zeigte sie sich über die Kooperation mit dem Museum Horn, die im Rahmen der Veranstaltung „Ende und Neubeginn“ eingegangen wurde. Besonders begrüßte sie die beiden Hauptreferenten des Abends: Zeithistoriker Niklas Perzi und Museumsdirektor Anton Mück.
Ein persönliches Zeugnis aus der NS-Zeit
Museumsdirektor Anton Mück gewährte dem Publikum einen sehr persönlichen Einblick in die Geschichte seiner Familie. Er schilderte das Schicksal seines Großvaters Isidor Wozniczak, der in der Zeit des Nationalsozialismus als sozialdemokratischer Hauptvertrauensmann und Bezirksfürsorgerat massiver Verfolgung ausgesetzt war. Die Geschichte Wozniczaks, der am 2. Mai 1945 im Mödringer Graben bei Horn von Nazis ermordet wurde, veranschaulichte eindrucksvoll die Brutalität des Regimes – und die Notwendigkeit des Erinnerns. Ein Gedenkstein am Ort seiner Ermordung in Mödring und die Umbenennung einer Straße in Gars in Wozniczakgasse sind wichtige Beiträge gegen das Vergessen.
Historische Analyse der Umbruchszeit 1945–1955
Niklas Perzi, Zeithistoriker am Institut für Geschichte des ländlichen Raums St. Pölten, beleuchtete in seinem Vortrag die letzten Kriegsmonate 1944/45 mit besonderem Augenmerk auf die NS-Verbrechen in dieser Phase. Er zeigte anhand regionaler Beispiele auf, wie sich das NS-Regime bis zum Schluss auch in Horn und Umgebung manifestierte und bettete diese in den gesamthistorischen Kontext. Zugleich spannte er den Bogen hin zu den politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Neuanfängen nach 1945. Die neuen politischen Entscheidungsträger standen vor der Aufgabe, das Überleben der Bevölkerung zu sichern, akute Versorgungsengpässe zu bewältigen und Kriegsschäden zu beseitigen. Gleichzeitig galt es, Wirtschaft und Infrastruktur neu aufzubauen, Vertriebene und Displaced Persons unterzubringen und die Verwaltung neu auszurichten – alles unter sowjetischer Besatzung.
Erinnern für die Zukunft
Die Veranstaltung fügt sich besonders in die Jahresinitiative des Landes Niederösterreich zum Thema Erinnern für die Zukunft ein und leistet nicht nur einen Beitrag zur regionalgeschichtlichen Aufarbeitung, sondern ist auch ein Zeichen für die Bedeutung historischer Bildung in der Gegenwart. Museumsdirektor Anton Mück brachte es in seinem abschließenden Statement auf den Punkt: Es gehe darum, das „Niemals vergessen“ in den Mittelpunkt zu rücken – nicht nur als Rückblick auf das Leid der Vergangenheit, sondern auch als Aufforderung an jede und jeden von uns, darüber nachzudenken, was wir persönlich zum Erhalt einer demokratischen Gesellschaft beitragen können.
Die Erinnerungskultur spielt eine zentrale Rolle in der Erwachsenenbildung: Sie fördert historisches Bewusstsein, stärkt demokratische Werte und sensibilisiert für gesellschaftliche Verantwortung. Gerade in einer pluralen Gesellschaft hilft das gemeinsame Erinnern, Orientierung zu bieten und den Blick für aktuelle Herausforderungen zu schärfen.




